Eine wissenschaftliche Analyse des gesamten hier gelagerten Archivmaterials würde einen sehr umfangreichen Band ergeben. Am Eingang des Museums kann man auch einige besonders interessante Werke des Vaters des jetzigen Seniorbesitzers bewundern, darunter die anmutige Lehrlingsprüfungsarbeit von 1903.
Bevor wir unseren Besuch beginnen, können wir uns dem Zauber des gesamten Raumes nicht entziehen, der eine beeindruckende Anzahl von Exponaten enthält.
Die schweren Dielenböden und die robuste Vertäfelung bilden den idealen Rahmen für das gut sichtbare und sorgfältig geordnete Material des Museums.
Die Gesamtanlage bietet einen lebendigen Einblick in die Welt eines Schreiners der Vergangenheit. Die Funktion und der Gebrauch einiger Werkzeuge sind heute fast unbekannt und müssen daher von einem erfahrenen Führer erklärt werden.
Beim Erklären ist Meister Schraffl, der als junger Mann noch mit allen diesen Werkzeugen gearbeitet hat, voll in seinem Element. Wenn er über das Schaffen seines Großvaters und Vaters sowie über sein eigenes einstiges Arbeiten erzählt, bekommen die einzelnen Exponate, vom einfachsten Hobel und von der primitivsten Handsäge bis zu den ersten maschinellen Geräten, plötzlich neues Leben, und man erahnt, mit welcher Mühe der Tischler einst als Handwerker im wahrsten Sinne des Wortes tätig war, und wie viel wirklich handwerkliches Können er haben musste, das dem heutigen Berufsgenossen schon längst und immer mehr die Maschine abnimmt.
Ein Hobel, das Emblemzeichen des Berufes, kommt z.B. heute bestenfalls noch bei der Montagearbeit in Einsatz, um kleine Unebenheiten und Mängel vor Ort zu beseitigen, aber wer wird heute noch ein vom Sägewerk geliefertes Brett händisch mit der „Rachbank“ und den verschiedenen Hobeln glätten? Sie diente beim ersten Hobelgang zur Entfernung der gröbsten Rauheit des Brettes.
Noch vor siebzig Jahren bildete das händische Hobeln fast die Hauptarbeit des Tischlers, die mit viel Übung erlangtes Feingefühl erforderte.
Es war die ferne Zeit, in der der Dichter Ferdinand Raimund in seinem Bühnenstück „Der Verschwender“ den Tischler Valentin sagen ließ:
Oft zankt mein Weib mit mir, o Graus!
Das bringt mich nit in Wut;
da klopf ich meinen Hobel aus
und denk: du brummst mir gut!
Und noch der Vater des heutigen Seniorchefs hatte in der Werkstatt folgenden Spruch gut sichtbar angebracht:
Für den Tischler bleibt’s sich ganz egal,
ob er arm ist oder reich,
denn er setzt den Hobel an
und hobelt alles gleich.
Beim Rückblick in die Vergangenheit sollten wir uns jedoch nicht von Nostalgie überwältigen lassen, sondern vielmehr von der Bewunderung für die handwerklichen Fähigkeiten vergangener Zeiten und der Dankbarkeit für die Erfolge, die von den nachfolgenden Generationen der Tischler erzielt wurden.
Mit dieser Einstellung beginnen wir unseren Besuch im Museum, indem wir am Eingang beginnen und dann im Uhrzeigersinn an den Wänden vorbeigehen, wo die unten abgebildeten Fotos mit Erklärungen als Leitfaden dienen, um sich zu orientieren und die verschiedenen Ausstellungsstücke zu interpretieren.
Wie bereits erwähnt, muss auch ein junger Schreiner erklärt bekommen, wie einige Werkzeuge funktionieren, da diese Sammlung aus einer Zeit stammt, an die sich nur die älteren Kollegen erinnern. Was Kandidus Schraffl Senior an diesem Ort geschaffen hat, ist landesweit einzigartig und stellt eine wertvolle Ergänzung zum Volkskundemuseum Teodone dar, das fast ausschließlich dem Leben und Arbeiten der Bauern von einst gewidmet ist. Während die meisten anderen Schreiner alte und nicht mehr benötigte Werkzeuge und Zubehörteile zerstört haben, wollte Schraffl mit Liebe alles bewahren, was sowohl ihm als auch seinen Vorgängern während der verschiedenen Jahre ihrer handwerklichen Tätigkeit gedient hat.